„Frau Präsidentin, meine sehr verehrten Damen und Herren! Mehrsprachigkeit ist die Voraussetzung, die wir alle brauchen, um uns gegenseitig zu verstehen. Insofern ist Türkisch natürlich, und daran zweifelt auch keiner, eine wichtige Grundlage für Migrantinnen und Migranten. Die Voraussetzung dafür, andere Sprachen zu lernen, ist, dass man erst einmal seine Muttersprache besonders gut kennt, um entsprechend in andere übersetzen zu können. Ich würde Ihnen allerdings nicht so weit folgen, Frau Heyenn, dass man das, obwohl es 300 Millionen Menschen auf der Welt gibt, die Türkisch sprechen in sechs Ländern, mit Englisch vergleichen könnte. […] Es ist nicht falsch, dass Schülerinnen und Schülerin Hamburg Englisch lernen, und zwar alle zusammen. Hamburger Schulen bieten bilingualen Sach- und Fachunterricht und herkunftssprachlichen Unterricht in Türkisch an. In 30 Schulen, davon vier Grundschulen und zwei weiterführende Schulen, wird bilingualer Unterricht angeboten. 14 weitere Schulen haben Türkisch-AGs. Als weitere Fremdsprache bieten es fünf Stadtteilschulen, aber nur ein Gymnasium ab Klasse 7 an. Sicherlich besteht hier die Möglichkeit, das zu verstärken, aber es ist auch wichtig, die entsprechende Nachfrage zu haben. Hier geht es aber nicht darum, dass Türkisch an den Schulen nicht stattfindet, sondern hier geht es darum, dass die Universität Hamburg im Rahmen der Hochschulautonomie eine Entscheidung getroffen hat. Dafür werden wir alle sie loben beziehungsweise haben wir alle beschlossen, das zutun – Sie von der LINKEN vielleicht weniger als andere Fraktionen. Wir haben, und das ist auch heute noch einmal Thema, die Hochschulautonomie im Hochschulgesetz entsprechend festgeschrieben, und wir erwarten von der Universität Hamburg, dass sie mit ihren Ressourcen verantwortungsvoll umgeht. In Hamburg gibt es 36 Lehrkräfte mit einem Durchschnittsalter von 39,3 Jahren, die Türkisch unterrichten. Der Fachbereich Turkologie bleibt, auch wenn das in der Presse manchmal anders rüberkommt, vollständig erhalten. Es ist auch keinesfalls so, dass Hamburg das einzige Bundesland ist, das Türkischlehrer ausbildet. Wie Sie wissen, gibt es an der Universität Duisburg-Essen seit 1995 entsprechende Studiengänge, und auch in Tübingen ist es entsprechend eingerichtet. […] – Auch in der Türkei gibt es Turkologen, das ist völlig richtig, und auch in England, den USA, Kanada und wo auch immer. Aber das wird uns hierweniger weiterhelfen, Herr Wersich, sondern hier geht es um die Türkischlehrer, die in Deutschlandausgebildet werden. […] Der Großteil der Türkischlehrerausbildung findet seit 1995 in Duisburg-Essen statt, wie Sie wissen, mit erheblicher Nachfrage und auch großem Erfolg. Man ist dort so erfolgreich, dass die Deutsche Welle in ihrem Bericht vom 16. März 2014 nicht einmal wusste, dass es auch in Tübingen und Hamburg Turkologie und eine Türkischlehrerausbildung gibt; da wurden wir nicht einmal erwähnt. […] Unberührt davon gibt es in Hamburg weiterhin diese Professur, und ich kann Ihnen vielleicht noch einmal die Zahlen der Studienanfänger für das Türkischlehramt nennen: Das sind für die Primar- und Sekundarstufe I im Wintersemester 2013/2014 acht, im Master elf, fürs Lehramt Gymnasium einer, fürs Lehramt Sonderschulen einer, fürs Lehramt berufliche Schulen null, fürs Lehramt an Gymnasien Bachelor null und so weiter. Das heißt, dass sich die Universität hier eine Nachfrageorientierung zu eigen gemacht hat, um eine Entscheidung zu treffen. […]
Präsidentin Carola Veit (unterbrechend): Herr Tode, gestatten Sie eine Zwischenfrage von Frau Heyenn?
Dr. Sven Tode (SPD): Ja.
Zwischenfrage von Dora Heyenn (DIE LINKE): Herr Dr. Tode, Sie haben eben aufgeführt, wie viele Studienanfänger es in den einzelnen Bereichen gab. Haben Sie auch die Zahlen, wie viele aufgrund des NCs abgelehnt wurden?
Dr. Sven Tode (SPD) (fortfahrend): Die habe ich auch, und zwar gab es 2012 34 Bewerber auf 17 Plätze. Wenn ich das einmal mit anderen Studiengängen wie Medizin oder BWL vergleiche, dann ist das keine unübliche Sache. Im Übrigen sind das die Interessenten, das sind nicht unbedingt die Bewerber, denn sie müssen wie bei allen anderen Sprachen auch eine Sprachprüfung ablegen, was wir wahrscheinlich alle als sinnvoll erachten. […] Fazit: Türkisch ist wichtig. Es gibt in Hamburg, anders als die Anmeldung der LINKEN es darstellt, Lehrerinnen und Lehrer, die Türkisch unterrichten, und es gibt sehr engagierte Kolleginnen und Kollegen. Es gibt genügend Türkischlehrer, falls der Ausbau notwendig wird, was sehr wünschenswert wäre. Und es bleibt der Weisheit der Universität anheimgestellt, hier eine politische wie wirtschaftlich basierte Entscheidung zu treffen. – Vielen Dank.“

Dr. Sven Tode

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