Artikel von Julian Zahr, Schülerpraktikant

Heute – am 5. Juni 2019 – nahm ich an einem Termin mit Dr. Sven Tode und einem seiner Mitarbeiter im Hamburger Rathaus teil. Das Hamburger Rathaus ist der Sitz des Hamburger Landesparlaments und der Hamburger Landesregierung. In Hamburg wird das Landesparlament „Bürgerschaft“ und die Landesregierung „Senat“ genannt. Zugegeben bin ich immer wieder beeindruckt, wenn ich vor dem Hamburger Rathaus, das sich in der Hamburger Innenstadt befindet und vor über hundert Jahren zwischen 1884 und 1897 erbaut wurde. Mit seinen reich verzierten, aus goldenem Sandstein und Granit bestehenden Fassaden, seiner Vorderfront mit einer Breite von 111 Metern und seinem Mittelturm von 112 Metern Höhe beeindruckt das Hamburger Rathaus weltweit. Aber mein persönlicher Eindruck sollte heute noch übertroffen werden. Ich bin im Glauben, heute nur um 13:30 Uhr an der Bürgerschaftssitzung im großen Plenarsaal im Rathaus teilzunehmen, pünktlich um 12:45 Uhr vor Ort. Mein Kollege Martin begrüßt mich zur selben Zeit am Eingang und bietet mir eine exklusive Führung durch die pompösen und geschichtsträchtigen Säle, Räumlichkeiten und beeindruckenden Kunstgegenstände des Hamburger Rathauses. Als ich den Eingangsbereich, vom Rathausmarkt kommend betrete, bin ich bereits sehr beeindruckt von dem mächtigen und reich verziertem schmiedeeisernen Eingangstor. Von dort gelangt man in die achteckige Turmhalle, an deren Wände Skulpturen junger Handwerker aus den Bauberufen mit ihren Zunftwappen – Maler, Schlosser, Tischler, Maurer, Steinmetz, Zimmermann, Glaser und Dachdecker – zu sehen sind. Die Turmhalle führt zur Rathausdiele. Von hier beginnen auch die regelmäßig stattfindenden Führungen. Von der Diele führen zwei große Treppenhäuser jeweils zum Senats- (rechts) und Bürgerschaftsflügel (links). Die Diele ist öffentlich zugänglich. Auf der Treppe zum Aufgang zur Bürgerschaft zum Plenarsaal wurde 1981 eine Gedenktafel in Gedenken an die während des Nazi-Terrors ermordeten 25 Bürgerschaftsabgeordneten errichtet. Unter den Ermordeten waren 17 Abgeordnete der Kommunistischen Partei (KPD), fünf Abgeordnete der Sozialdemokratischen Partei (SPD) und drei aus bürgerlich-demokratischen Parteien. Sie wurden durch Einheiten der SA und SS des Hitler-Regimes ermordet. Insgesamt befinden sich im Rathaus 647 Räume. Neben der Räumlichkeiten für die Bürgerschaftsfraktionen und des Senates, den Archiven, der Bibliothek und der Haustechnik sind die repräsentativen Säle des Rathauses wunderschön und äußerst sehenswert. Besonders schön finde ich den „Waisensaal“ und den „Kaisersaal“. Der „Waisensaal“ wurde nach 80 Waisenkindern benannt, die in fünfjähriger Arbeit die schönen Kerbschnitzereien an Türen, Wänden und Täfelungen aus dunkel gefärbtem Eichenholz fertigten. Die Waisenkinder waren alle im Alter zwischen 8 und 14 Jahren, als sie diese künstlerisch hoch anspruchsvollen und beeindruckenden Kerbschnitzereien anfertigten. Diese Kinder erhielten durch diese Arbeit eine sehr angesehene Ausbildung im Handwerk. Die handwerklich geschicktesten Kinder durften zum Dank ihren Namen in die Türen einritzen. Diese Schnitzereien sind bis heute ein Zeugnis der Tradition der Kunstfertigkeit des Hamburger Kunsthandwerks.

Der zweitgrößte Saal des Rathauses ist der „Kaisersaal“. Er verdankt seinen Namen dem Besuch von Kaiser Wilhelm II, der im Hamburger Rathaus zur Einweihung des Nord-Ostsee-Kanals im Jahr 1895 zu Abend aß. Zu der Zeit war das Rathaus noch eine Baustelle. „Der Kaisersaal“ ist dem Thema Seefahrt und den Handelsbeziehungen Hamburgs gewidmet. „Der Kaisersaal“ zeigt Darstellungen der Kontinente sowie verbundene Hafenstädte an Nord- und
Ostsee. Heutzutage wird der Raum für Ausschusssitzungen der Bürgerschaft genutzt. Auch Gäste werden dort empfangen oder Bürgerinnen und Bürger eingeladen.

Ich bekomme Gelegenheit mit Dr. Sven Tode zu sprechen und Fragen über seine Arbeit bei der SPD-Fraktion zu stellen. Am Nachmittag erkunde ich die Lobby der Bürgerschaft, den Vorraum zum Plenarsaal und Treffpunkt während der Plenarsitzungen. Im Plenarsaal finden die Sitzungen der Bürgerschaft statt. Der Plenarsaal wird seitlich von den Sitzungsräumen A und B für die Fraktionen und die Ausschüsse umgeben. Im Verlauf des Nachmittags nehme ich an der Bürgerschaftssitzung auf der Tribüne des großen Plenarsaals teil. Dort bekomme erste Eindrücke der anwesenden Redner, während sie über politische Ziele wie beispielsweise das Kohleausstiegsgesetz diskutierten.